Roohan goes Agility

Der Cockerspaniel im Hundesport
Agility

von Daniela Schmitt

Als ich 2006 zusammen mit meinem English Cockerspaniel Velvet anfing Agility zu lernen und in der Folge auf einer Reihe kleiner Anfängerturniere startete, begegneten uns öfter mal skeptische Blicke. Ein Cocker im Hundesport? Damals eine absolute Seltenheit. Man bekam schon mal von Richtern bei der Übergabe eines Pokals die Worte zu hören: „Der 2. Platz…..und das mit einem Cocker……..?!“. 

 

Einige Jahre darauf, es war im Jahr 2011, starteten wir beim IABC (International All Breeds Cup) in Tschechien und meine kleine Dame war der einzige Cockerspaniel in einem Starterfeld von 400 Teams aus ganz Europa. Selbst Chinese Crested Dogs waren, mit 2 Startern, häufiger vertreten. Wir fühlten uns damals schon so ein bisschen wie die Exoten auf dem Hundeplatz und das blieb auch so bis zu unserem Ausstieg aus dem Turniergeschehen.

 

Die Zeiten in denen die Cockerspaniel Modehunde waren, sind schon lange vorbei. Das ist auch gut so, denn „in Mode zu kommen“ hat noch keiner Hunderasse irgendwie besonders gutgetan. Oft bekommt man dann auch bei Begegnungen mit Menschen zu hören: „Ach ein Cockerspaniel. So einen hatte/n meine/n Eltern/Oma/Tante/Onkel früher auch, als ich noch ein Kind war. Der war Rot.“

 

Man kann also mit Fug und Recht behaupten, der Cocker ist schon ein besonderer Hingucker, sei es im Alltag, wo er bei vielen Menschen liebgewonnene Erinnerungen an die Kindheit weckt, sei es im Hundesport, wo die Spaniel an sich und der Cockerspaniel im Besonderen, eher Seltenheitswert besitzt. Vielleicht liegt es ja einfach auch daran, dass man diese Rasse eher selten auf dem Trainingsgelände antrifft. Inzwischen sind wir bei den Hundefreunden Undenheim e.V. gelandet, der eine selten hohe Zahl an Cockerspaniels hat, nämlich 5 Stück. Bei einer Anzahl von ca. 40 Mitgliedshunden, ist das schon ein extrem hoher Prozentsatz. 

 

Aber immer wieder frage ich mich doch, warum ist das so? Warum machen so wenig Leute Hundesport mit ihren Cockern? Ist der durchschnittliche Welpenkäufer eines Cockerspaniels einfach nicht die „Klientel“ für den Hundesport oder ist der Cocker einfach nix für den Hundeplatz?

 

Schauen wir uns den Hundesport Agility mal etwas genauer an. Was wird hier vom Hund verlangt?

  • Grundgehorsam
  • Ein bisschen Will-to-please
  • Teamgeist
  • Geschwindigkeit

Das sind die Grundpfeiler für diesen Hundesport. Bleibt die Frage, kann das ein Cockerspaniel etwa nicht? Nun ja, wenn Sie noch mal nach oben blicken und die Aussage des Richters im ersten Absatz lesen…….scheinbar gibt es Menschen, die so denken.

Betrachten wir also die einzelnen Punkte mal genauer und sehen, ob und wie das zu der Rasse Cockerspaniel passt. 

 

Grundgehorsam

Grundsätzlich ist das etwas, was jeder Hund können sollte. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Hundehasser allgegenwärtig sind und Giftköder fast schon zum Alltag gehören. Wer hat in 

 

seinem Umfeld nicht einen Hundehalter, den es mit so einem feigen Anschlag getroffen hat und der um das Leben seines Hundes gebangt hat oder den Kampf vielleicht sogar verloren hat. Diesem traurigen Kapitel der Hundehaltung gegenüber, das heutzutage nicht wegzudiskutieren ist, darf man sich nicht verschließen. Um unsere Hunde zu schützen, brauchen sie ein gerütteltes Maß an Grundgehorsam, damit wir uns mit Ihnen im Alltag bewegen können, ohne andere Menschen, die ja evtl. Angst vor Hunden haben oder diese nicht mögen, zu belästigen. Klar, ich weiß, dass mein kleines Orschi Menschen abgöttisch liebt und gerne jedem der uns begegnet, um den Hals fallen würde, nur leider weiß das mein Gegenüber nicht unbedingt und darauf gilt es nun mal Rücksicht zu nehmen. Bleibt also der Schluß, Grundgehorsam sollte jeder Hund, auch jeder Cocker haben, dieser Punkt ist von daher also kein Problem.

Kommen wir also zum zweiten Punkt.
 

Ein bißchen Will-to-please

Das ist dann die Stelle, an der sich bei mir ein Schmunzeln einstellt, habe ich doch den Ausruf eines Vereinskollegen im Ohr, der nach einem Turnierlauf, meinte.: „Die würde mich in den Wahnsinn treiben!“. Mit „Die“ war hier natürlich meine Velvet gemeint.

 

Was war passiert? Meine kleine Cockerlady zeigte sich bei dem Lauf mal wieder von ihrer kreativen Seite und war der Meinung, es sein doch viel netter, vor dem Slalom noch mal einen flinken Run durch den daneben liegenden Tunnel zu wagen. Danach fädelte sie schön in den Slalom ein und arbeitet diesen ordentlich bis zum Ende ab. Wir hatten einen schönen Lauf und ein DIS (Disqualifikation) in der Tasche, da Velvet einen anderen Laufweg gewählt hatte, als den vorgegebenen. Tja nun, klar, dem geneigten Hütehundehalter, mit seinem allgegenwärtig um neue Anweisungen bittenden Hund, gruselt es bei solch einer Aktion, die jeden Will-to-please von Seiten des Hundes vermissen lässt. Aber sind wir mal ehrlich, lieben wir nicht alle unseren Cockerspaniel genau wegen solcher Aktionen, wenn sie uns zeigen, dass sie gerade jetzt im Moment irgendwie komplett andere Vorstellungen davon haben, was gerade passieren soll.

 

Ich habe das immer „Velvets kreative Phasen genannt“ und genauso oft, wie uns eine solche Aktion einen DIS eingebracht hat, genauso oft, haben uns solche kreativen Einlagen auch über meine Führfehler hinweg gerettet und uns den Pokal gesichert.

 

Und ich kann mit Fug und Recht behaupten, sowohl Velvet, als auch jetzt meine Sira hatten und haben eine kleine Portion Will-to-please. Nämlich genau so viel, dass sie Freude daran haben, mit ihrem Frauchen zusammen im Team zu arbeiten, zu lernen, darauf zu achten, wie ich führe und sie haben beide auch den Willen, das was abgerufen wird, auch richtig zu machen. Ach und wenn sie manchmal so kreative Einlagen bringen, was soll es. Sie müssen und mussten ja auch ganz oft mit meinen Führfehlern leben. Ein absolutes Beispiel für viel Will-to-Please ist im Übrigen Rosy, die Cockerhündin meiner Freundin und Vereinskollegin und Siras „große“ Schwester. Wir nennen Rosy immer den Border-Collie unter unseren Cockerspaniels, denn sie liebt das Rally-Obedience sehr und ist mit Feuereifer bei den Übungen dabei. So und somit sind wir direkt bei Punkt Drei gelandet, dem Teamgeist.

 

Teamgeist

Es gibt tatsächlich Menschen, die behaupten der „sture“ Cocker sei kein Teamplayer. Das ist für mich so ziemlich das unfairste, was man über einen Hund sagen kann. 

Hierzu ein Zitat von der Homepage des Deutschen Jagdverbandes e.V. über den Stöberhund: „Seine ursprüngliche Aufgabe ist es, Niederwild aus dichter Deckung wie Gebüsch oder Schilf aufzustöbern."

 

Der Cockerspaniel ist also keinesfalls stur, wenn er mal nicht direkt macht, was man ihm sagt, er ist zum selbständigen Arbeiten gezüchtet worden, er hinterfragt also durchaus auch mal unser Handeln, womit wir wieder bei der oben schon beschriebenen, kreativen Ader von Velvet wären. Wenn es einem also gelingt, dem Cocker schon am Anfang klar zu machen, was für eine tolle Sache Agility-oder jeder andere beliebige Hundesport- ist und ganz, ganz wichtig, wie ich finde, dass es sich für ihn lohnt, mit uns zusammen zu arbeiten, dann hat man in Null-komma-Nix einen Hund, dem das Herz aufgeht, wenn er einen Hundeplatz betritt. Übrigens ist das bei Velvet, die inzwischen 15 Jahre alt ist, nichts mehr hört und nicht mehr wirklich gut sieht, immer noch so.Sie blüht förmlich auf, wenn sie mit auf den Platz darf und mal eine Runde um die Ausleger mit den Stangen auf dem Boden und durch die Tunnel rennen darf. 

 

Und somit sind wir bei Punkt 4 unserer kleinen Aufzählung.

 

Geschwindigkeit

Also man muss schon ganz klar sagen, mit einem Sheltie oder einem Berger des Pyrénées können nicht viele Cocker mithalten, was die Geschwindigkeit angeht, aber es gibt schon einige die das können. Wobei in der jüngsten Zeit die Working Cockerspaniel eine durchaus ernstzunehmende Konkurrenz für diese Rassen geworden sind und so nach und nach Einzug ins Agility halten. Aber ernsthaft, wer keine Ambitionen auf die höheren Weihen einer Weltmeisterschaft hat, sondern wenn überhaupt, nur mal an einem lokalen Turnier teilnehmen möchte, der kann mit jedem Cockerspaniel dort seinen Spaß haben. Denn lahme Krücken sind unsere Cockerspaniels keineswegs. Man kann also zusammenfassend sagen, den ordentlich im Grundgehorsam stehenden Cockerspaniel kann man durchaus dazu begeistern, mit der ihm eigenen Portion Will-to-Please und Teamgeistauf dem Hundeplatz eine gute Figur zu machen und mit Elan und Geschwindigkeit seinen „Mann“ im Hundesport zu stehen.

 

Ich kann jedem Besitzer eines Cockers nur raten, schaut Euch in Eurer Umgebung um, ob es dort Hundesportvereine gibt, die Agility oder auch Hoopers, Rally-Obedience, Obedience, Dogdance oder sonst eine Hundesportart anbieten. Ich verspreche Euch, Euer Hund wird es lieben, sich auf die wöchentlichen Trainingsstunden freuen und daran genauso viel Spaß haben wie Ihr.

 

Eure Daniela Schmitt
Trainerin und Kassenwart
Hundefreunde Undenheim e.V.

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